Meine Blogs

Blick hinter die Fassade - es geht um mehr als Du denkst

Der erste Eindruck täuscht selten, dennoch gibt er selten gleich Einblick in die ganze Tiefe eines Themas oder in die ganze Persönlichkeit eines Menschen.

Ich schreibe Blogs zu zwei Themen: das einmalige und sonderbare Huttwil und das sonderbare und einmalige Lukanien. Zwei Welten so verschieden, die so viel gemeinsam haben.

Überzeuge Dich selbst!

Philippe


Mein neuester Blogartikel

Macht der Symbole

Als die Schweizer Armee von der vierfarbigen Tarnuniform zur Tarnuniform in verschiedenen Grüntönen wechselte, verursachte sie ein unerwartetes Problem. Offiziere trugen bei der alten Uniform ihre Rangabzeichen auf den Schultern, bei allen anderen (ausser den Soldaten) hing ein schwarzes Stück Kunststoff mit dem Rangzeichen schulterabwärts am Arm. Bei der neuen Uniform waren alle Rangabzeichen gleich gross, goldig und am Kragen befestigt. Aus der Distanz war es unmöglich, den Rang einer Person zu erkennen.


Ich war damals Gefreiter und Kanzleichef im Bataillonsstab. Ein Gefreiter ist ein Soldat mit Ehrenauszeichnung und ein Kanzleichef ist so etwas wie ein Chefsekretär. Als ich einmal die Unterschrift des Bataillon-Befehlshabers dringend brauchte, fuhr mich ein Fahrer mit einem Militär-PW zum Waffenplatz, wo die Truppe war. Auf den Bataillon-Befehlshabers wartend stand ich mit der schwarzen Unterschriftenmappe vor dem Auto, der Fahrer bei der Fahrertüre. Alle vorbeilaufenden Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere salutierten beim Vorbeilaufen. Der PW mit Fahrer, die schwarze Unterschriftenmappe und das Rangabzeichen am Kragen hatten sie alle zur falschen Annahme verleitet, ich sei ein ranghoher Militär.


Gelten Normen nicht mehr, gewinnen Symbole an Bedeutung. Sie geben uns die Orientierung, die wir nach dem Verlust der Normen benötigen. Lassen sie sich einer Gemeinschaft zuordnen, der wir uns zugehörig fühlen, ziehen sie uns an. Ordnen wir sie einer anderen Gemeinschaft zu, lösen sie Distanz oder gar Ablehnung aus.


Als ich kürzlich zwei Traktoren im Wald mit einem Eisernen Kreuz sah, erschrak ich, weil ich dachte, der Besitzer signalisiere damit seine Zugehörigkeit zu rechtsextremen Kreisen. Ich war mir schon bewusst, dass dieses Kreuz nicht nur von Nazi-Deutschland verwendet wurde, sondern beispielsweise auch im ersten Weltkrieg als Wiedererkennungszeichen der deutschen Luftwaffe diente. Dennoch war meine erste Assoziation "das signalisiert jemand seine Zugehörigkeit".


Meine Recherchen zeigten, dass der Schweizer Traktorenhersteller Bucher das Eiserne Kreuz nach dem zweiten Weltkrieg und bis in die 1970er Jahre auf seine Traktoren anbrachte, als Symbol für Stärke, Haltbarkeit und Zuverlässigkeit. Auch andere Maschinenbauer nutzen das Symbol um Robustheit und „deutsche Ingenieurskunst“ zu vermitteln.


Wie wir die Symbole wahrnehmen, ist von unserer Haltung geprägt. Je bedeutender Symbole werden, weil Normen als Orientierungshilfe ihre Bedeutung verlieren, umso anfälliger sind wir auf eine Manipulation unserer Wahrnehmung. In der Kriegsrhetorik Russlands zur Invasion der Ukraine wird die Fortführung des Kampfes gegen den Faschismus seit dem zweiten Weltkrieg vorgeschoben. Aus der westlichen Warte eine unverständliche Behauptung.


Autokratische Regimes können besser die Wahrnehmung manipulieren als demokratische, aber auch in der Schweiz kennen wir diese Manipulationsversuche. Die häufigen Abstimmungen bieten den Manipulatoren auch häufige Übungsmöglichkeiten.


In Zeiten der wachsenden Bedeutung der Symbole sind wir alle aufgerufen, wachsam unsere Reaktion zu beobachten und sie zu hinterfragen.

 

Buchempfehlung

Dan Brown (2017) Der Da Vinci Code ISBN 978-3-8466-0047-4 

 

Lesen Sie das Buch oder schauen Sie den Film und achten Sie nur auf die Bedeutung der Symbole. Dan Brown hat die Thematik der Macht der Symbole gekonnt verarbeitet, im Film durch die Leistung von Tom Hanks glänzend visualisiert.

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