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Gasgrill

«Dinge, die die Welt nicht braucht», dachte ich mir als ich hinter einem Lastwagen fuhr, der Propangasflaschen geladen hatte, wie sie für Gasgrill verwendet werden. Ich bin aus kulinarischen Gründen ein überzeugter Holzkohle/Holz-Grilleur, bei mir vergehen ein paar Minuten zwischen dem ersten und dem zweiten «Tsch….». Natürlich habe ich Verständnis für die Gehetzten, die die rasche Verfügbarkeit des Gasgrills schätzen. Ich bin mir auch bewusst, dass unser Baumbestand mir Holz liefert, das andere teuer bezahlen müssen. Die organoleptischen Vorteile des «echten» Grillierens überwiegen bei mir deutlich.

 

Dass ich das dachte, hatte aber einen anderen Grund. Da drehen ein paar Alt-Soviets die Gashähne mehr oder weniger zu, die Dürre bremst die Stromproduktion und da sollen wir das verfügbare Gas für Grillieren einsetzen? Kopfschütteln, nur Kopfschütteln. Irgendwie ist in der Schweiz noch nicht angekommen, dass der dritte Weltkrieg im Gange ist. Solange der alte Mann aus Herrliberg meint, Krieg sei mit Militär andere Länder angreifen und eines Tages stehe der Russe am Rhein, kann man es seinen Jüngern ja auch nicht verübeln, dass sie es noch nicht gemerkt haben. Wir werden wie der Hummer langsam gekocht. Die Bemühungen, die Knappheit an Erdöl, Gas und Lebensmittel erträglich zu gestalten, haben genau die gleiche Wirkung wie einen Hummer langsam kochen. Allerdings muss der Hummer seit einigen Jahren in der Schweiz dabei betäubt sein, wir machen das alles bei vollem Bewusstsein mit.

 

Also Leute: verstaut Eure Gasgrills und grilliert mit einheimischer Energie!

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Kommentare: 1
  • #1

    Hannes Hofstetter (Dienstag, 26 Juli 2022 13:37)

    Wenn ich auf meinem Balkon ein Stück Ross bräteln will, tue ich das kriegsverkürzend ab sofort am offenen Feuer oder mit Holzkohle. Falls die Nachbarn meckern sollten - wovon auszugehen ist - verputze ich die Steaks roh.

    Dann schmecken sie zwar nicht ganz so gut wie grilliert, dafür habe ich beim Kauen ausreichend Zeit, um mich über mein reines Gewissen zu freuen.