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Schwäche oder Stärke?

 

Eine Mutter, die mehr weiss als ihre männlichen Kollegen.

 

Eine Blinde, die in die Menschen hineinsieht.

 

Der Zufall wollte, dass ich letztes Wochenende an den offiziellen Einsetzungsfeiern zweier Frauen teilnahm. Eine Katholikin, die sich «nur» Pfarreiseelsorgerin nennen darf, weil das Priesteramt unverheirateten Männern reserviert ist. Eine Reformierte, die ausschliesslich für die Betagten und Behinderten einer grossen Institution im Kanton Bern da ist.

 

Was diese zwei Frauen können, wird ihren Kollegen immer verborgen bleiben. Sie machen aus einer sogenannten «Schwäche» eine Stärke. Im Thema Familie wird eine Mutter immer glaubwürdiger sein als ein unverheirateter Mann. Im Thema Behinderung wird eine Blinde immer glaubwürdiger sein als ein Sehender.

 

Beide Frauen sprechen Mundart. Sie sprechen die Sprache der Menschen, für die sie da sind. Was in der reformierten Kirche zum Alltag gehört, ist in der katholischen Kirche eine Seltenheit geworden. In der Not die gleiche Sprache sprechen zu können, ist für Menschen mit Unterstützungsbedarf essenziell.

 

Am dritten Tag kehrte für mich der Huttwiler Alltag ein. Schneeräumung tagsüber in den Wohnquartieren und Leerung der Robidogs im Naherholungsgebiet gehört scheinbar nicht zu den Sachen, wofür ich Steuern zahle.

 

Montagfrüh hingegen war der Schnee bei uns von den Strassen geräumt. Es gibt also in Huttwil jemanden, der früh aufgestanden ist, und mit dem Schneepflug dafür gesorgt hat, dass die Menschen zur Arbeit oder in die Schule können. Danke!

 

Drei Menschen, die für die anderen da sind. Drei Menschen, die etwas können, was andere nicht können. Drei Menschen, die dies zu ihrer Stärke machen.

 

2024 können wir eine neue Welt erfinden, da die bisherige Welt zerstört wird. Von diesen drei Menschen können wir einiges lernen.

 

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