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Eine Lücke

Die Anwesenheit gewisser Menschen merken wir erst, wenn sie nicht mehr da sind. Unsere Wege kreuzen sich, unsere Blicke manchmal auch. Nie aber tauschen wir ein Wort aus. Luca war so ein Mensch. An seinem Stammplatz im Bahnhof Bern ist eine kleine Gedenkstätte entstanden. Luca ist 38-jährig gestorben und hinterlässt eine Lücke.

 

«Wenn sich unsere Blicke trafen, dann schüttelte ich jeweils leicht den Kopf und versuchte, trotz der verneinenden Geste ein freundliches Gesicht aufzusetzen. Luca lächelte jedes Mal zurück, fast schon verständnisvoll.» In zwei Sätzen fasst Quentin Schlapbach die Situation zusammen.

 

In den Augen der meisten Menschen reduzierte sich ihr Kontakt mit Luca auf eine finanzielle Frage. Am schlimmsten sei es für ihn gewesen, wenn die vorbeiziehenden Leute ihn nicht einmal angeschaut hätten, ihn wie Luft behandelten. Mit seinem freundlichen Gesicht schickte Schlapbach eine andere Botschaft: Ich habe Dich gesehen. Dich als Menschen.

 

Wer Menschen behandelt, als wären sie Luft, verweigert ihnen die Menschenwürde. Es kann nicht jeder finanziell helfen, das wusste Luca auch. Als Mensch respektiert zu werden, stand ihm in jedem Fall zu.

 

Wir können nicht jedem helfen. Wir müssen nicht jedem helfen. Ein Lächeln kann jede und jeder schenken. Es kostet nichts und ist doch so wertvoll.

 

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