Und jetzt?

Dass ein politisches System zusammenbricht, ist schwer vorstellbar, obwohl es in der Vergangenheit schon mehrmals geschah. Wir erleben in diesen Monaten wie das Vorbild vieler westlichen Demokratien ins Wanken gerät. Bruce Springsteen sagte während eines Konzerts in Manchester, Amerika sei «derzeit in den Händen einer korrupten, inkompetenten und verräterischen Regierung». Seit über 50 Jahren besingt er das Amerika, welches er liebt, und dann sagt er so etwas als Begrüssung zum Start seines Konzerts.

Vor wenigen Jahren wäre unvorstellbar gewesen, dass die USA von einem Autokraten regiert würden und dass dieser ein System aufbaut, welches die Bereicherung einer Oligarchie begünstigt und Andersdenkende zum Schweigen zwingen will. Und doch geschieht es. Es geschieht jetzt und heute.

1861 brach in Süditalien das politische System zusammen, die Gesellschaft zersplitterte bis nur die kleinste Einheit übrigblieb, die für ihre Mitglieder sorgte: die Familie. Edward C. Banfield nannte dies 1958 die moralische Grundlage einer rückständigen Gesellschaft.

Aufgrund des Subsidiaritätsprinzips der Schweizer Politik ist die Einwohnergemeinde, die Grundlage unserer Demokratie. Wenn unser politisches System zerbröckelt, dann wird zuerst die nationale Ebene schwächeln, anschliessend die kantonale. Banfield beschrieb, wie in einem Dorf in der Basilicata auch die Gemeinde nicht mehr funktionierte, weil die gesamte Energie der Menschen in den Erhalt der Familie floss.

Noch sind wir nicht so weit. In der Basilicata dauerte der Zerfall über 100 Jahre, wir stehen erst am Anfang des Veränderungsprozesses. Unser Glück ist es, dass wir aus der Vergangenheit lernen können.

Die sogenannte «Mezzogiorno»-Frage entstand, weil die neuen Machthabenden Süditalien vernachlässigten und ihre Heimat, den Nordwesten Italiens, begünstigten. Sicher aus Eigeninteresse, aber auch weil sie dort Verbündete fanden, die es in Süditalien nicht gab. 

Die Amerikaner haben unter Einhaltung ihrer demokratischen Regeln Donald Trump zum Präsidenten gewählt. Für vier Jahre. Da ein Teil des Parlaments bereits in zwei Jahren neu gewählt wird, können sie schon bald ihre Wahl bestätigen oder korrigieren.

Wenn Völker ihre demokratischen Rechte nicht zum Wohl der Gemeinschaft nutzen, machen sich diejenige breit, die an sich denken.

Noch vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass die amerikanischen Militärbasen in Europa zur Bedrohung der Demokratie werden könnten. In Dänemark ist das Volk aufgerufen, erstmals auch dies als mögliche Entwicklung in Erwägung zu ziehen.

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