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Wurzeln

Wenn zwei Menschen heiraten, behält jeder seine Wurzeln. Der Satz ist nicht von mir, sondern vom früheren Priester der Hofkirche in Luzern. Dieser Satz ist die Klammer um meine letzten sieben Kolumnen, diese Kolumne mitgezählt. Unser Umgang mit dem Wandel prägte die sieben ersten Kolumnen, persönliche Entscheidungen die nächsten sieben. Wurzeln sind das Thema der letzten sieben.

Die Coronakrise hat uns aufgezeigt, was nicht funktioniert. Einige Dinge haben nie funktioniert, andere sind im Wandel in Vergessenheit geraten und funktionieren nicht mehr. Einige davon wären aber überlebenswichtig für unsere Lebensgrundlagen. Was wir nicht pflegen, geht kaputt, verschwindet.

Ein Ort wird nur zum Nirgendwo, wenn wir es zulassen. Jeder Ort hat eine Geschichte, jeder Mensch hat eine Geschichte und werden die Geschichten gepflegt, geht das Leben weiter. So sind Gebäude die Träger unserer Geschichten. Die Huttwilerinnen und Huttwiler setzten sich damit auseinander, als sie über das zukünftige Schwimmbad entscheiden mussten. Die Schulschliessung in Gassen ist ebenso mehr als das Ende eines Gebäudes, es ist die Frage, ob ein Kapitel geschlossen werden soll, ob eine Geschichte zu Ende geht und wenn sie niemand mehr erzählt, irgendeinmal in Vergessenheit gerät. Ein Mensch gerät nur in die Vergessenheit, wenn wir ihn vergessen. An seiner Beerdigung Abschied nehmen, ist der erste Schritt, um sein Gedenken aufrechtzuerhalten. Egal ob wir an einen Gott glauben, noch Gottesdienste besuchen, egal ob wir getauft sind oder einer anderen Religion angehören, die Kultur in der wir leben, ist vom Christentum geprägt. Geprägt aber nicht bestimmt, neue Einflüsse verändern unsere Kultur. Das ist auch gut so, denn Kultur lebt von der Auseinandersetzung mit sich und den anderen.

Zwei Menschen heiraten, um gemeinsam Herausforderungen zu meistern, die sie alleine nie gehabt hätten. Auch dieser Satz ist nicht von mir, sondern stammt aus einem Comic. Egal welche Wurzeln diese beiden Menschen mitbringen, es geht um die Zukunft. Es geht nicht darum, das Alte so zu bewahren, wie es immer war. Es geht darum, gemeinsam eine Zukunft zu haben, ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Dabei darf es gerne mehr sein als «Mit dir wott i aut u fett u glücklech wärde …» (Züri West).

Dreimal sieben gibt einundzwanzig. In einundzwanzig Kolumnen habe ich meine Gedanken mit den Lesern des Unter-Emmentalers geteilt. Sie bilden zusammen ein Ganzes. Wissen woher wir kommen, akzeptieren, dass nichts so bleibt wie es war, und aktiv die eigene Zukunft gestalten.

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