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Wir machen auf

Einige Unternehmen, insbesondere Gastronomiebetriebe, proben den Aufstand und öffnen, ohne sich an die Auflagen zu halten. Selbstjustiz hat in einem Rechtsstaat nichts verloren. Wer zur Selbstjustiz greift, unterstellt, der Rechtsstaat funktioniere nicht (mehr). Wohin das führen kann, erlebten die USA letzte Woche mit dem Sturm auf das Kapitol. Fünf Menschen bezahlten dies mit dem Leben. Einen symbolischen Ort der Macht und des Machtmissbrauch zu stürmen, macht man im Rahmen eines Umsturzes. So geschehen während der französischen Revolution mit dem Sturm auf die Bastille. Das ist alles Realität, nicht so wie im jüngsten Krimi von Petros Markaris "Zeiten der Heuchelei".

Ja, die Situation ist für die Gastronomiebranche dramatisch. Ja, viele Gastronomieunternehmen sind in ihrer Existenz bedroht. Ja, den Konkurs werden die Schwächsten zuerst erleiden. Ja, unsere Verfassung sagt, dass die Stärke des Volkes sich am Wohl der Schwachen misst. Ja, die Gastronomieunternehmen brauchen Hilfe.

Nein, der Bund ist nicht das Volk. Nein, nicht der Bund muss handeln. die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen. Das Volk muss handeln. Jeder einzelne von uns. In der Schweiz gilt das Subsidiaritätsprinzip, das heisst,  jede Gemeinde kann handeln, ohne auf den Bund zu warten. Ein Gemeinderat, der jetzt den Gastrobetrieben in seiner Gemeinde nicht hilft, drückt sich entweder vor seiner Verantwortung oder legt keinen grossen Wert darauf, dass die Gastroszene in der Gemeinde überlebt.

Gastronomieunternehmen prägen das Ortsbild von Huttwil. Soll das so bleiben, müssen wir alle handeln und den Gastrobetrieben so helfen, wie es uns möglich ist.

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Kommentare: 2
  • #1

    Hannes Hofstetter (Dienstag, 12 Januar 2021 12:46)

    Bei allem Verständnis für die Anliegen, den Ärger und die Ängste der Wirtinnen und Wirte wäre noch anzufügen: «Im vergangenen Jahr, schon vor Corona, waren sechs von zehn Restaurants nicht rentabel.» (Quelle: Der offizielle Branchenspiegel von GastroSuisse)

  • #2

    Jürg Stuker (Mittwoch, 13 Januar 2021 04:51)

    Ich fühle mich hier angesprochen, weil ich gerade in dieser Lage bin. Es geht hier nicht um Rentabilität sondern um Gerechtigkeit. Wenn der Staat die Türen eines Lokals schliessen lässt, hat er für einen Teil des Schadens aufzukommen.
    Die Umsatz - und die Gewinneinbussen lassen sich anhand der Buchhaltung gut ausweisen.
    Aber der Kanton Bern schafft es nicht, er verlangt eine Bürokratie und 100'000 Fr Jahresumsatz, darunter gibt's keine Hilfe, nur ein grosses Sorry!
    HH empfehle ich mal 1 Jahr auf das gesammte Einkommen zu verzichten und gleichzeitig noch jeden Monat 2000 Fr an Geschäftsinfrastruktur zu zahlen.
    Ich habe jetzt mit meinen Ferienlagerhaus für Gruppen ein nahezu Totalschaden, musste alle Verträge stornieren und erhalte vom Kt. Bern keine Entschädigung!!
    Ein rückzahlbaren Kredit gabs im Frühling und der ist aufgebraucht. Aber ich möchte kein Kredit mehr. Ich wäre in diesem Monat Pleite gegangen, hätte ich nicht vor ein paar Tagen meinen Anteil am Elternhaus verkauft.
    Ich habe die Message der Regierung des Kantons Bern verstanden. Wer weniger als 100'000 Fr umsetzt ist ein Nichts nutz und muss verrecken. Ich werde an den nächsten Wahlen daran denken!