Vor ziemlich genau vier Jahren habe ich meinen Arbeitsplatz nach Huttwil verlegt. Ich hatte die Leitung der Nationalen Strategie gegen Krebs abgegeben und wollte mich voll auf unser Unternehmen kundengerecht.ch konzentrieren. In einer Kolumne im Unter-Emmentaler schrieb ich damals: Ist es möglich von Huttwil aus als Smart Worker zu arbeiten?
Damals dachte ich an die Tücken des office@home und weniger an home office. Die Distanzen von Huttwil aus und die fehlende Infrastruktur machten mir Sorgen. Dann kam die Pandemie und alles wurde anders.
Plötzlich waren auch meine Kunden gar nicht mehr im Geschäft sondern im home office. Was ich schon seit drei Jahren praktizierte, mussten sie nun auch. Über einen Monat lang bin ich nicht aus dem Kanton Bern heraus gekommen. Geschäftspartner, Studenten, Vorstandsmitglieder und so weiter sah ich nur noch auf einem Bildschirm mit einem Hörer auf dem Kopf. Natürlich gab es Schwierigkeiten, manch einer musste seine Kamera während den Videokonferenzen ausschalten, weil wir sonst immer wieder Standbilder hatten. Solche Probleme hatte ich nicht, jedenfalls solange unser Sohn nicht eines dieser graphikintensiven Games startete, die er mit Kollegen übers Internet spielt. Weil es dann bei mir "ihr Internet ist instabil" hiess, musste ich ihm das verbieten, wenn ich in einer Videokonferenz war. Entweder vor der Videokonferenz das Game starten oder etwas anderes spielen. Schlimm ist anders.
Unglaublich ist die Menge an produktiven Stunden, die während der Pandemie anfielen. Weil die Reisezeit wegfiel, konnte ich noch mehr arbeiten. Weil ich nicht Sitzungszimmer wechseln musste, reihte sich eine Videokonferenz an die andere. Da war ich gerade noch mit Davos verbunden, um jetzt mit jemanden in Hinterkappelen zu schwätzen, im Wissen, dass ich danach noch "nach" Genf musste. Ja, smart worker in Huttwil geht. Wenn alle im home office sind, dann hat man in Huttwil sogar einen Standortvorteil gegenüber Zürich.
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