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In Gedenken an …

«Mit grosser Trauer und Wut nehmen wir Abschied von unserem lieben Mann, Vater, Grossvater und Onkel Hans Muster, der an einer schweren Krankheit mit 78 Jahren viel zu früh gestorben ist, weil er seinen Platz im Spital einem ungeimpften 35-jährigen überlassen musste, der sich an einer Party mit COVID-19 angesteckt hatte».

Einen Text in einer Traueranzeige, den wir bisher zum Glück nicht lesen mussten. Dies könnte sich ändern, wenn in der Schweiz die Triage in den Spitälern zur Realität wird. Eine Horrorvorstellung, die wir der Tatsache verdanken, dass wir nicht genug unternehmen, um sie zu verhindern. Wir lassen zu, dass Menschen sich die Freiheit herausnehmen, ihren Beitrag zur Gemeinschaft nicht leisten zu wollen, und gleichzeitig Leistungen beziehen, die solidarisch finanziert werden: Spitäler, Strassen, Schulen, Armee, Polizei, Feuerwehr, Altersrente, Versicherungen.

In den letzten Tagen sind in Huttwil zwei Menschen wenige Jahre nach ihrer Pensionierung gestorben, die ich besonders mochte. Sie sind es an einer schweren Krankheit, mussten jedoch keinem Ungeimpften Platz machen. Ihr Tod ist für die Angehörigen nicht weniger schmerzhaft.

Wir sind zehntausende Berufsleute, die jeden Tag in der Schweiz gegen diese schweren Krankheiten kämpfen. Wir verlieren heute Zeit und Energie, weil wir von Egoisten behindert werden, die uns bei der Arbeit mit ihrer Forderung nach Solidarität bremsen.

Es ist schwierig genug, den Angehörigen eines 67-Jährigen sagen zu müssen, dass er nur noch wenige Tage zu leben hat. Es ist schwierig genug, den Eltern eines 6-Jährigen sagen zu müssen, dass man ihnen mit einem Medikament nur einige Monate geben kann, damit sie etwas mehr Zeit für den Abschied haben. Es ist schwierig genug, sich eingestehen zu müssen, man habe den Kampf gegen den Brustkrebs einer 17-Jährigen verloren.

Wir wollen gar nicht in die Situation gebracht werden, zwischen einem 78-jährigen Geimpften und einem 35-jährigen Ungeimpften wählen zu müssen. Es ist unmenschlich von Gesundheitsfachleuten zu verlangen, nicht Alles für Schwerkranke zu unternehmen, denn es entzieht uns die Kraft, die uns jeden Tag geschenkt wird, um den Kampf nicht aufzugeben.

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