Misstrauen ist der Nährboden für Verschwörungstheorien. Misstrauen entsteht nicht einfach so, sondern fusst immer auf fehlendes Vertrauen. Vertrauen kann man auch nicht einfordern, sondern muss man sich verdienen. Vertrauen verdient man sich mit einem Verhalten, das den Eindruck erweckt, vertrauenswürdig zu sein. Vertrauen ist dadurch ebenso wenig objektiv wie Misstrauen.
Das Misstrauen in die Politik hat unter der Pandemie zugenommen, begonnen hat es früher, viel früher. Auslöser dieses Misstrauens sind Parteien, die lieber Sündenböcke benennen als mehrheitsfähige Lösungen suchen. Es war schon immer einfacher zu kritisieren als Probleme zu lösen. Dadurch entstand ein Klima, das Politiker dazu bewegte, so zu tun, als ob sie alles im Griff hätten, auch wenn sie in Wirklichkeit die Kontrolle verloren hatten.
Es ist Zeit, dass wieder vermehrt lösungsorientierte, faktenbasierte Politik betrieben wird. Es ist Zeit, dass wieder vermehrt erklärt als belehrt wird. Es ist Zeit, dass Politiker wieder hinstehen können und sagen «es ist nicht so herausgekommen, wie ich es mir vorgestellt habe» und nicht gleich von politischen Gegnern beschimpft werden.
Es braucht nicht viel, um Misstrauen zu wecken, wie die Wahl des neuen Regierungsstatthalters im Oberaargau zeigt. Der Regierungsstatthalter wird eigentlich vom Volk gewählt. Vor einem Jahr war klar, dass die Amtszeit des damaligen Regierungsstatthalters abläuft. Eine öffentliche Diskussion über seine Leistung fand nicht statt, sicherlich auch durch die Pandemie erschwert, aber auch weil niemand grossen Unmut über seine Leistung verspürte. Da er sich zur Wiederwahl stellte und niemand gegen ihn antrat, wurde er im Frühling still wiedergewählt. Kann passieren. Etwas seltsamer mutete es an, als er nur vier Monate später vom Grossen Rat zum Richter gewählt wurde. Fragen, ob das denn vier Monate vorher noch nicht absehbar war, sind verständlich.
Die Wahl seines Nachfolgers löste Terminkonflikte mit den kantonalen Wahlen aus. Zwei Wahlkämpfe parallel zu führen, ist für die meisten Parteien im Oberaargau ein schwieriges Unterfangen. Als sich ein Grossrat zur Verfügung stellte, atmeten viele auf. Da er zu denen gehörte, die seinen Vorgänger zum Richter wählten, sind Fragen, ob da hinter den Kulissen im Vorfeld Deals eingegangen worden sind, auch verständlich.
Wieder kam es zu keiner Volkswahl, weil wieder nur ein Kandidat zur Verfügung stand. Wer will, kann dahinter ein abgekartetes Spiel der Mächtigen sehen. Obwohl es eigentlich nur dem Umstand zu verdanken ist, dass niemand den Willen und die Kraft hatte eine Volkswahl des Regierungsstatthalters zu ermöglichen.
Politiker sind auch nur Menschen. Diesen Frühling haben die Oberaargauerinnen und Oberaargauer die Chance, eine Delegation in den Grossen Rat zu schicken, die transparentere Politik betreibt. Es ist Zeit für die Brückenbauer!
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