Huttwilisierung

Ich wurde gestern mehrmals auf einen Artikel angesprochen, der im «Magazin» erschienen ist und von den Zeitungen der Tamedia-Gruppe über ihre digitalen Plattformen beworben wurde. Was der Artikel beschreibt, ist den Huttwilerinnen und Huttwiler bekannt. Neu war eine Wortkreation, die ich schrecklich finde: Huttwilisierung.

Den Namen einer Ortschaft mit einem Phänomen zu verbinden, das seinen Ursprung nicht in dieser Ortschaft hat, kann dem Ruf einer Ortschaft nachhaltig schaden. Womit verbinden Sie das Wort «Seveso»? Mit einem Chemieunfall, mit kranken Kindern und toten Tieren? Dieser Unfall müsste, wenn schon Chemieunfall von Meda heissen, denn er passierte in der Gemeinde Meda. Seveso hatte nur das Pech, dass der Wind an dem Tag die giftige Wolke nach Seveso brachte, und hat deswegen noch heute einen beschädigten Ruf.

Der Artikel im Magazin beschreibt die Folgen der Negativzinspolitik der Nationalbank auf den Wohnungsmarkt in der Schweiz. Huttwil ist wie Seveso eine Gemeinde, die von den Folgen besonders betroffen ist. Leider ist der Artikel nicht mehr als eine Zusammenfassung von bisher Bekanntem. Wieso die Erkenntnisse der Städtliwerkstatt nichts gelöst haben, wird nicht untersucht.

Die methodischen Fehler der Städtliwerkstatt haben zu Schlussfolgerungen geführt, die falsch sind, die eine Projektion der Vorstellungen der Leiterin der Städtliwerkstatt sind. Sie hatte Huttwil ein Schrumpfen vorausgesagt, weil sie etwas Wichtiges ausser Acht gelassen hatte. Als Städterin dachte sie, Neuzuzüger müssten aus den Städten kommen. Huttwil wächst aber, weil die Neuzuzüger primär aus den Nachbargemeinden kommen. Sie hatte das Phänomen der Landflucht und seine Folgen für Zentrumsgemeinden nicht beachtet.

Methodische Fehler und vorgefertigte Meinungen sind zwei Grundpfeiler für das Scheitern von Unternehmen. Dave Marcum und seine Co-Autoren haben in ihrem Buch Business Think 8 Regeln für mehr Entscheidungsqualität beschrieben. Die Städtliwerkstatt hat alle 8 Regeln verletzt. Alle 8!