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Poutine n’existe pas

Spaziere ich mit unserem Hund in den Wäldern der Region Huttwil so ist alles friedlich. Die Vögel singen und die Menschen grüssen freundlich. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass das grösste Land Europas das zweitgrösste Land angegriffen hat und nun in der Ukraine Krieg herrscht. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass ein Richter des grössten Lands mich zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilen könnte, weil ich sage, Russland habe die Ukraine angegriffen und deshalb herrsche Krieg in der Ukraine.

Vladimir Putins Rhetorik und Handeln sind so schwerverdaulich wie die wahre Poutine, das kanadische Fast-Food-Gericht. Er habe keine Seele, schreibt Joe Biden über Vladimir Putin in seinen Memoiren. Ist ein Wesen ohne Seele noch ein Mensch?

Vor dreissig Jahre provozierte der Künstler Ben Vautier an der Weltausstellung in Sevilla mit der Aussage «la Suisse n’existe pas» (die Schweiz gibt es nicht). Viele reagierten damals mit Trotz, dabei hätte es genügt, den Satz zu vollenden: «la Suisse n’existe pas sans la volonté des gens qui la forme» (die Schweiz gibt es nicht ohne den Willen der Menschen, die sie bilden). So wie die Schweiz eine leere Hülle, ein Wort, ist, die erst durch den Willen der Menschen zum Leben erweckt, ist Vladimir Putin nichts ohne die Menschen, die ihn fürchten.

Jeden Tag können wir mit unserem Handeln zeigen, dass wir ihn nicht fürchten und dafür sorgen, dass er nur noch das ist, was übrigbleibt, wenn niemand ihn fürchtet: ein seelenloses Wesen. Wir können das auch in Huttwil. Dieses Wochenende hat es nur einen kurzen Austausch zwischen dem Bistum Basel, dem Pastoralraum Oberaargau und der Kirchgemeinde Langenthal gebraucht, um unser Pfarreihaus in Huttwil der Flüchtlingshilfe zur Verfügung zu stellen. Wir fürchten uns nicht.

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