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Familienunfreundlich?

Die Subvention familienergänzender Kinderbetreuung dient der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eigentlich. Der Kanton Bern hat mit einem Wechsel zu Betreuungsgutscheinen gezielt, die Förderung der berufstätigen Eltern zum Ziel gehabt. Nun liegen die ersten Zahlen für die Region Huttwil vor und sie sind ernüchternd. Die Wirkung des Systemwechsels ist genau das Gegenteil vom Erhofften. Dies ist dermassen bemerkenswert, dass das Open Journal of Social Sciences, eine internationale Zeitschrift in englischer Sprache, einen Artikel zu diesem Thema in ihrer Sonderausgabe «Work and Family Life» veröffentlicht hat.

 

Die Anzahl Kinder, die von den Subventionen profitieren, ist zurück gegangen, und die Kostenbeteiligung von Kanton und Gemeinden ist drastisch gesunken. Zum ersten Mal seit ich Kinderbetreuungsorganisationen präsidiere, zahlen die Eltern den grösseren Anteil an den Kosten als der Staat.

 

Ich war selber ein Befürworter des Systemwechsels und technisch gibt es nach dem ersten Jahr nichts zu bemängeln. Das System funktioniert technisch einwandfrei. Vor der Einführung hatte ich gewarnt, dass die hohen Hürden zum Ausschluss von Kindern und Familien führen könne. Es hat nicht nur zu diesem Ausschluss geführt, die verbleibenden Eltern werden über Gebühr zur Kasse gebeten.

 

Für eine strukturschwache Region wie die Region Huttwil ist dies eine Katastrophe. Die finanziell tragbare Kinderbetreuung war eine wichtige Stütze der Wirtschaftsförderung. Ist sie nur noch für finanzstarke Eltern tragbar, könnte sich dies negativ auf die Erwerbstätigkeit vieler Mütter auswirken.

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