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Gemeinsam unterwegs?

Letzten Sonntag war in Huttwil das Ende der Sportwoche, das Ende der Fasnacht und der Tag der Kranken gleichzeitig. Diese seltene und seltsame Konstellation brachte mich ins Grübeln. Wie ist so etwas möglich?

Die Sportwoche wird von weltlichen Herren festgelegt und gilt nicht nur für Huttwil. So weit so gut, wie dieses Datum entstehen kann, ist einigermassen nachvollziehbar, auch wenn die Frage offenbleibt, wieso ausgerechnet Huttwil so spät dran ist mit der Sportwoche. Die Huttwiler Fasnacht findet nämlich auch so spät statt, dass die Redewendung «Kunnsch hindedryy wie die alt Fasnacht!» auf sie nicht zutrifft, weil sie nämlich noch später ist als die alte Fasnacht. Bitte jetzt keine Witze über Berner Langsamkeit!

Als reformierter Ort braucht Huttwil sich auch nicht an die katholische Zeitrechnung zu halten, weder der «neue» Start (seit 1091) der Fastenzeit (40 Tage ohne Sonntage) noch der alte Start (40 Tage mit Sonntage) ist für das Blumenstädtchen bindend. Die letzte Möglichkeit sich am Narrentreiben zu beteiligen, ist Argument genug.

Die Huttwiler Fasnacht ist auch keine so alte Tradition wie die Fasnacht an sich ist, sie ist nicht einmal so alt wie der Tag der Kranke (über 80 Jahre!). So kam es also, dass die verkaterten Narren und die sonnenverbrannten Sportwochler am frühen Sonntagmorgen in der katholischen Kirche sich die Krankensalbung holen konnten. Seit 60 Jahren ist diese keine letzte Ölung mehr, wieder eine doch nicht so alte Tradition.

Der Wandel der Traditionen führte die Sportlichen, die Narren und die Kranken zusammen, für einen kurzen Moment waren sie gemeinsam unterwegs. Das erinnert mich an ein Konzept der Statistik, das mich mein ganzes Berufsleben lang begleitet: «Regression to the mean» oder die Erklärung wieso Unternehmer des Jahres ein paar Jahre nach Gewinn des Preises in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Das Ganze hat nichts mit Gruppendenken zu tun, denn gemeinsam einen Stück Weg zu begehen, führt nicht zwangsweise dazu, aus reiner Anpassung, schlechte oder realitätsfremde Entscheidungen zu fällen, obwohl man kompetent ist. Dazu braucht es weder eine Sportwoche, noch eine Fasnacht oder einen Tag der Kranken wie der alltägliche Blick in die Zeitung deutlich macht.

Da sass ich also, ich armer Tor, war von lauter Grübeln über einen Zufall zu Sinnfragen wie «gehört der Sonntag zur Fastenzeit?» und der Salbung von Sonnenbränden, Statistik und Anpassungsdrang bis zur Dummheit gelangt. Ich stand auf, schüttelte den Kopf über diese seltsamen Gedanken und ging meinen Weg.

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