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Sind Kinder Privatsache?

Bei der Lektüre der Unterlagen zu den Abstimmungen des kommenden Wochenendes ist mir ein Satz aufgefallen. «Kinder sind Privatsache» steht in der Auflistung der Argumente der Gegner der Volksinitiative für eine kantonale Elternzeit. Sind Kinder wirklich Privatsache?
Konsequenterweise wäre die Bildung der Kinder auch Privatsache, aber wir bilden Kinder in steuerfinanzierten Schulen aus. Selbstverständlich gibt es auch Privatschulen, aber die Mehrheit der Kinder bekommen ihre Bildung in Schulen, die von der Allgemeinheit bezahlt werden.
In Indien ist das Medizinstudium privat zu finanzieren. Kostenpunkt: 150'000 bis 200'000 Franken. Das ist schon für Schweizer Löhne ein happiger Betrag, für Inder mehrheitlich unerreichbar. Möchten wir ein Gesundheitswesen, das die Leute beschäftigt, die ihre Ausbildung bezahlen konnten, oder diejenigen Menschen, die für diese Berufe begabt sind?
Konsequenterweise wären die familienergänzende und schulergänzende Kinderbetreuung auch Privatsache. In Wirklichkeit hat Huttwil eine Tagesschule, eine Kindertagesstätte und Tagesfamilien, die mit Steuergeldern subventioniert werden. Selbstverständlich gibt es auch privatfinanzierte Angebote wie Spielgruppen, Babysitter und Nannies.
In Italien gibt es kaum staatlich subventionierte Kinderbetreuungsangebote. Junge Eltern stehen vor der Wahl zwischen Arbeit und Kind. Ein-Kind-Familien werden immer häufiger, weil die Eltern lange warten, bis das erste Kind zur Welt kommt, und das Einkommen einer Person häufig kein weiteres Kind erlaubt. Italiens Geburtenrate ist so tief, dass die Bevölkerungszahl schrumpfen und die Gesellschaft überaltert sein wird. Sagt die Financial Times, eine Zeitung der man nicht ankreiden kann JUSO-Gedanken zu vertreten.
Kinder sind in unserer Realität keine Privatsache und es wäre sehr gefährlich, sie zur Privatsache zu machen.

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