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Mariolina Venezia

Einem breiten Publikum ist Imma Tataranni aus der gleichnamigen Serie Imma Tataranni - Sostituto procuratore bekannt, deren zweite Staffel letzten Herbst auf RAI 1 gestartet hat. Die Romanfigur stammt aus der Feder von Mariolina Venezia, einer Schriftstellerin aus Matera. Dass die Drehbücher der ersten Staffel alle auch von Venezia stammen, ist schon weniger bekannt, dabei kommt Venezia oft für RAI als Drehbuchautorin zum Einsatz. Sie ist auch eine der Drehbuchautorinnen der erfolgreichen Serie Don Matteo mit Terrence Hill.

Weniger bekannt ist, dass Venezia vor Imma Tataranni einen anderen Weg eingeschlagen hatte und für ihr zweites Werk «Mille anni che sto qui» den prestigeträchtigen Premio Campiello erhalten hat, einem der angesehensten Literaturpreise Italiens.

Es ist wahrscheinlich diesem Preis zu verdanken, dass dieses Werk von Venezia auch in anderen Sprachen übersetzt wurde, unter anderem Deutsch, als einziges Buch von Venezia bis jetzt. In diesem wortgewaltigen Epos erzählt Venezia die Geschichte einer Familie aus Grottole über fünf Generationen, beginnend mit der Vereinigung zum Königreich Italien 1861 und endend mit dem Fall der Berliner Mauer 1989. Der Titel lässt es erahnen, die fast 130 Jahren vergehen wie ein zäher Fluss als ob es ein Jahrtausend wäre. Nicht etwa, weil nichts geschehen würde, im Gegenteil, die Geschichte ist voller Anekdoten und Details die manchmal mit grossen Ereignissen der italienischen Geschichte wie die Machtergreifung Mussolinis oder die Ermordung von Aldo Moro verknüpft sind. Mariolina Venezia erzählt auf wunderbarer Weise, wieso in der Basilikata das Gefühl verbreitet ist, am Schluss ändere sich doch nichts. Wer sich - wie ich-  gerne in Raum und Zeit orientiert, ist zeitweise hoffnungslos verloren, denn die Anzahl Personen ist gewaltig, mehrheitlich Frauen mit einem aussergewöhnlichen Charakter. So wie Imma Tataranni keinen einfachen Charakter hat.

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