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Und zum Dritten

Darf ich? Soll ich? Der Eine übt sich in Zurückhaltung. Der Andere zögert nicht und stellt wie jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit seine volle Weihnachtsbeleuchtung hinaus. Der dritte seltsame Advent hintereinander bahnt sich an.

Auf einen Advent der Stille, der physischen Distanz und der Sorge um die Gesundheit seiner Nächsten folgte der Advent des Zertifikats und seine Aufteilung in feiernde Menschen mit Eintrittserlaubnis und Menschen, die draussen vor der Tür bleiben mussten.

Sollte ich? Müsste ich? Der Eine nimmt die Sparappelle des Bundesrates ernst und ärgert sich über den Nachbarn, der seine Weihnachtsbeleuchtung wie immer aufstellt. Der Andere ärgert sich über den Nachbarn, der dieses Jahr nichts macht und sein Haus im Dunkeln lässt.

Es ist wieder einmal Advent und schon wieder könnte er ein halber, gespaltener Advent sein. Dieses Jahr können wir uns aber nicht hinter behördliche Auflagen verstecken. Dieses Mal hängt es von uns ab, ob wir Toleranz zeigen, auf die Menschen zugehen oder mit dem Finger auf sie zeigen.

Soll ich etwas sagen? Darf ich schweigen? Die Einwohnergemeinde Huttwil, die ihr Stadthaus hell leuchten lässt, aber jede zweite Strassenlaterne abstellt, fordert mit ihren halben Sachen regelrecht eine Reaktion heraus.

Frägst Du Dich: soll ich? Darf ich? Ja natürlich. Versteck Dich nicht! Sag was Du denkst, aber mit Anstand und Respekt! Das übst Du nun ja schon seit drei Jahren!

 

P.S. Das alles hat eigentlich nichts mit der Adventzeit zu tun. «Die Adventszeit hat einen doppelten Charakter: sie ist einerseits Vorbereitungszeit auf die weihnachtlichen Hochfeste mit ihrem Gedächtnis des ersten Kommens des Gottessohnes zu den Menschen. Anderseits lenkt die Adventszeit zugleich durch dieses Gedenken die Herzen hin zur Erwartung der zweiten Ankunft Christi am Ende der Zeiten. Unter beiden Gesichtspunkten ist die Adventszeit eine Zeit hingebender und freudiger Erwartung.» (Grundordnung des Kirchenjahres in der römisch-katholischen Kirche). «Die Adventszeit ist in vielfältiger Weise eine Zeit der Erinnerung und der Erwartung, der Bereitung und der Busse» (Karl-Heinrich Bieritz’s Einführung in das Proprium de tempore im Evangelischen Gottesdienstbuch).

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